Syngenta-Interview (August 2015)
Rapsernte in Europa lässt zu wünschen übrig
Maintal, 3. August 2015
Obwohl für den weltweit größten Rapserzeuger Europa die Ernte in dieser Saison geringer ausfällt und die Bilanz weiter verknappt wird, sind die Rapspreise zur Ernte unter Druck geraten.
Wir haben uns mit Ralf Häntzschel von der RheinAgrar GmbH, Meerbusch über die Einflussgrößen für die Rapspreise zur Ernte 2015 unterhalten.
Herr Häntzschel, wie fällt die Rapsernte bisher in Deutschland und Europa bezüglich der Erträge und Ölgehalte aus?
Ralf Häntzschel: Die bisherigen Ernteergebnisse weisen eine große Bandbreite bei den Erträgen und Ölgehalten aus. Druschergebnisse von 2 bis 4,5 to je Hektar und Ölgehalte von 40 bis zu 46 Prozent werden aktuell genannt. Wirklich belastbare Daten liegen zurzeit aber noch nicht vor. Die meisten Prognosen sehen die deutsche Rapsernte 2015 zwischen 4,9 bis 5,1 Mio.to (Vorjahr lt.Coceral 6,26 Mio.to) und die EU-28 Rapsernte bei etwa 21,2 bis 21,5 Mio.to (Vorjahr lt. Coceral 24,1 Mio.to).
Sind die Ölmühlen bisher ausreichend versorgt und wodurch wird der Bedarf in dieser Saison bestimmt?
Ralf Häntzschel: Nach meiner Einschätzung dürfte die allgemeine Ölmühlenversorgung, trotz einer insgesamt eher mäßigen Verkaufsbereitschaft der Landwirtschaft, für die vorderen Monate ausreichend bis gut sein. Es gibt aber sicherlich größere regionale Unterschiede. Der Bedarf der Ölmühlen richtet sich nach deren Kapazität beziehungsweise Produktgeschäft und den zu erwirtschaftenden Margen aus. Das Produktgeschäft hängt letztendlich an der weltweiten Konjunkturentwicklung und der sich daraus ergebenden Nachfrageentwicklung.
Wie steht es um die Auslastung der Ölmühlen? Welcher Anteil der Ernte war vorab kontrahiert und wann war der Hauptverkaufszeitpunkt?
Ralf Häntzschel: Die Versorgungslage bleibt mit Blick auf die in Deutschland vorhandene Ölsaatenverarbeitungskapazität von etwa 10 bis 11 Mio.to angespannt. Für eine volle Kapazitätsauslastung müsste die Ölsaatenindustrie gut 5 bis 6 Mio.to importieren. Dies ist angesichts der weltweit kleineren Rapssaaternten nicht realistisch. Eine Kapazitätsauslastung im Bereich Rapssaat dürfte, je nach Ölmühle und Region, zwischen 70 und 90 Prozent liegen. Bis jetzt, vermute ich, ist gut ein Drittel der deutschen Rapsernte vermarktet. Davon ein Großteil in der letzten Hochpreisphase Juni/Juli 2015.
Welche Elemente beeinflussen die Rapspreise zur Ernte 2015??
Ralf Häntzschel: Der Wechselkurs Dollar/Euro und ganz allgemein die globalen Wettermärkte und die damit verbundenen weltweiten Prognosen zu den Getreide- und Ölsaatenernten üben den größten Einfluss aus. Aktuell drücken die verbesserten Wetterbedingungen in den US-Sojabohnenanbaugebieten und die weiter nachgebenden Ölmärkte auf die Preise des gesamten Ölsaatenkomplexes. Auch der erneute Einbruch der chinesischen Aktienkurse wirkt sich deutlich auf die Marktstimmung aus. Die Börse in Shanghai fuhr am 27.Juli mit einem Minus von 8,5 Prozent den größten Tagesverlust seit Februar 2007 ein. Seit Mitte Juni 2015 hat der Index gut 32 Prozent an Wert eingebüßt, allerdings war der Leitindex in Shanghai auch binnen eines Jahres um gut 150 Prozent gestiegen. Die Sorgen, dass China sein Wachstumsziel für 2015 von 7 Prozent nicht erreicht und damit auch die weltweiten Rohstoffmärkte belastet, werden größer.
Welche Preisentwicklung dürfen wir am Sojabohnenmarkt, dem Leitmarkt für die Ölfrüchte, erwarten und was nimmt besonderen Einfluss auf die Preise?
Ralf Häntzschel: Die jüngsten weltweiten Ernteergebnisse beziehungsweise Ernteprognosen zeigen bei den Sojabohnen weltweit eine sehr gute Versorgungslage auf. Daraus lässt sich Preisdruck ableiten. Der erneute Einbruch am chinesischen Aktienmarkt und der folgende Shake Out an den Rohstoffmärkten zeigt, wie empfindlich das Marktumfeld auf Korrekturen bei den Wirtschaftsdaten und hier speziell auf die der zweitgrößten Volkswirtschaft und des weltweit größten Sojabohnenimporteurs reagiert. Allerdings werden die Chinesen wohl eher auf Luxusgüter verzichten als auf Lebensmittel. Marktteilnehmer sehen bei Notierungen von 9,00 bis 9,50 $/Bushel neues Kaufinteresse, welches den Sojabohnenmarkt stützen sollte.
Hat die Weltkonjunktur Einfluss auf die Preisentwicklung der Ölsaaten?
Ralf Häntzschel: Sollte sich die globale Konjunktur deutlicher abkühlen, würde dies sicherlich zu einer Nachfrageverschiebung an den gesamten Rohstoffmärkten führen und damit auch die Ölsaatennotierungen belasten.
Warum nimmt die Entwicklung der Rohölmärkte weiterhin Einfluss auf die Ölsaaten?
Ralf Häntzschel: Rohöl ist nach wie vor der wichtigste Rohstoff der Welt und bestimmt aus diesem Grund in vielen Ländern das Wirtschaftsleben. Der Konjunkturmotor läuft in der Regel besser, seit Ölprodukte wieder vergleichsweise günstig zu haben sind. Das ist auch in Deutschland der Fall, da wir traditionell sehr viel Öl importieren. Die Rapssaatnotierungen werden jedoch durch die deutlich fallenden Rohölpreise belastet, da dort die Kopplung zum Biodiesel greift.
Wagen Sie derzeit ein Prognose über die Rapspreisentwicklung zur Saison 2015/16?
Ralf Häntzschel: Aus mengenmäßiger Sicht haben die Rapspreise „Luft nach oben“. Der Matiffuture für November 2015 könnte nach dieser Betrachtung schnell wieder die Marke von 400 €/t erreichen. Sollte sich das aktuelle Marktumfeld aber weiter verschärfen (fallende Sojabohnenpreise, sinkende Nachfrage nach Ölsaaten aus Asien, Währungsverschiebungen etc), sind auch weiter fallende Kurse denkbar. Aktuell herrscht zudem unterschwellig Erntedruck. Eine genauere Prognose zu stellen ist daher ausgesprochen schwierig.
Herr Häntzschel, vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Brigitte Braun-Michels
Herr Häntzschel, wie fällt die Rapsernte bisher in Deutschland und Europa bezüglich der Erträge und Ölgehalte aus?
Ralf Häntzschel: Die bisherigen Ernteergebnisse weisen eine große Bandbreite bei den Erträgen und Ölgehalten aus. Druschergebnisse von 2 bis 4,5 to je Hektar und Ölgehalte von 40 bis zu 46 Prozent werden aktuell genannt. Wirklich belastbare Daten liegen zurzeit aber noch nicht vor. Die meisten Prognosen sehen die deutsche Rapsernte 2015 zwischen 4,9 bis 5,1 Mio.to (Vorjahr lt.Coceral 6,26 Mio.to) und die EU-28 Rapsernte bei etwa 21,2 bis 21,5 Mio.to (Vorjahr lt. Coceral 24,1 Mio.to).
Sind die Ölmühlen bisher ausreichend versorgt und wodurch wird der Bedarf in dieser Saison bestimmt?
Ralf Häntzschel: Nach meiner Einschätzung dürfte die allgemeine Ölmühlenversorgung, trotz einer insgesamt eher mäßigen Verkaufsbereitschaft der Landwirtschaft, für die vorderen Monate ausreichend bis gut sein. Es gibt aber sicherlich größere regionale Unterschiede. Der Bedarf der Ölmühlen richtet sich nach deren Kapazität beziehungsweise Produktgeschäft und den zu erwirtschaftenden Margen aus. Das Produktgeschäft hängt letztendlich an der weltweiten Konjunkturentwicklung und der sich daraus ergebenden Nachfrageentwicklung.
Wie steht es um die Auslastung der Ölmühlen? Welcher Anteil der Ernte war vorab kontrahiert und wann war der Hauptverkaufszeitpunkt?
Ralf Häntzschel: Die Versorgungslage bleibt mit Blick auf die in Deutschland vorhandene Ölsaatenverarbeitungskapazität von etwa 10 bis 11 Mio.to angespannt. Für eine volle Kapazitätsauslastung müsste die Ölsaatenindustrie gut 5 bis 6 Mio.to importieren. Dies ist angesichts der weltweit kleineren Rapssaaternten nicht realistisch. Eine Kapazitätsauslastung im Bereich Rapssaat dürfte, je nach Ölmühle und Region, zwischen 70 und 90 Prozent liegen. Bis jetzt, vermute ich, ist gut ein Drittel der deutschen Rapsernte vermarktet. Davon ein Großteil in der letzten Hochpreisphase Juni/Juli 2015.
Welche Elemente beeinflussen die Rapspreise zur Ernte 2015??
Ralf Häntzschel: Der Wechselkurs Dollar/Euro und ganz allgemein die globalen Wettermärkte und die damit verbundenen weltweiten Prognosen zu den Getreide- und Ölsaatenernten üben den größten Einfluss aus. Aktuell drücken die verbesserten Wetterbedingungen in den US-Sojabohnenanbaugebieten und die weiter nachgebenden Ölmärkte auf die Preise des gesamten Ölsaatenkomplexes. Auch der erneute Einbruch der chinesischen Aktienkurse wirkt sich deutlich auf die Marktstimmung aus. Die Börse in Shanghai fuhr am 27.Juli mit einem Minus von 8,5 Prozent den größten Tagesverlust seit Februar 2007 ein. Seit Mitte Juni 2015 hat der Index gut 32 Prozent an Wert eingebüßt, allerdings war der Leitindex in Shanghai auch binnen eines Jahres um gut 150 Prozent gestiegen. Die Sorgen, dass China sein Wachstumsziel für 2015 von 7 Prozent nicht erreicht und damit auch die weltweiten Rohstoffmärkte belastet, werden größer.
Welche Preisentwicklung dürfen wir am Sojabohnenmarkt, dem Leitmarkt für die Ölfrüchte, erwarten und was nimmt besonderen Einfluss auf die Preise?
Ralf Häntzschel: Die jüngsten weltweiten Ernteergebnisse beziehungsweise Ernteprognosen zeigen bei den Sojabohnen weltweit eine sehr gute Versorgungslage auf. Daraus lässt sich Preisdruck ableiten. Der erneute Einbruch am chinesischen Aktienmarkt und der folgende Shake Out an den Rohstoffmärkten zeigt, wie empfindlich das Marktumfeld auf Korrekturen bei den Wirtschaftsdaten und hier speziell auf die der zweitgrößten Volkswirtschaft und des weltweit größten Sojabohnenimporteurs reagiert. Allerdings werden die Chinesen wohl eher auf Luxusgüter verzichten als auf Lebensmittel. Marktteilnehmer sehen bei Notierungen von 9,00 bis 9,50 $/Bushel neues Kaufinteresse, welches den Sojabohnenmarkt stützen sollte.
Hat die Weltkonjunktur Einfluss auf die Preisentwicklung der Ölsaaten?
Ralf Häntzschel: Sollte sich die globale Konjunktur deutlicher abkühlen, würde dies sicherlich zu einer Nachfrageverschiebung an den gesamten Rohstoffmärkten führen und damit auch die Ölsaatennotierungen belasten.
Warum nimmt die Entwicklung der Rohölmärkte weiterhin Einfluss auf die Ölsaaten?
Ralf Häntzschel: Rohöl ist nach wie vor der wichtigste Rohstoff der Welt und bestimmt aus diesem Grund in vielen Ländern das Wirtschaftsleben. Der Konjunkturmotor läuft in der Regel besser, seit Ölprodukte wieder vergleichsweise günstig zu haben sind. Das ist auch in Deutschland der Fall, da wir traditionell sehr viel Öl importieren. Die Rapssaatnotierungen werden jedoch durch die deutlich fallenden Rohölpreise belastet, da dort die Kopplung zum Biodiesel greift.
Wagen Sie derzeit ein Prognose über die Rapspreisentwicklung zur Saison 2015/16?
Ralf Häntzschel: Aus mengenmäßiger Sicht haben die Rapspreise „Luft nach oben“. Der Matiffuture für November 2015 könnte nach dieser Betrachtung schnell wieder die Marke von 400 €/t erreichen. Sollte sich das aktuelle Marktumfeld aber weiter verschärfen (fallende Sojabohnenpreise, sinkende Nachfrage nach Ölsaaten aus Asien, Währungsverschiebungen etc), sind auch weiter fallende Kurse denkbar. Aktuell herrscht zudem unterschwellig Erntedruck. Eine genauere Prognose zu stellen ist daher ausgesprochen schwierig.
Herr Häntzschel, vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Brigitte Braun-Michels
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Düsseldorfer Straße 81a
40667 Meerbusch
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