Interview Agrarzeitung / Ausblick Märkte 2020 (Freitag 20. Dezember 2019)

 

 

Ralf Häntzschel sieht gute Chancen für steigende Rapspreise. Die enge EU-Bilanz macht den Rapsmarkt nicht zum Selbstläufer. 

 

Die enge Versorgungsbilanz in Europa stützt die Rapspreise zwar auch. Aber taktgebend für die Marktentwicklung sind die Pflanzenölmärkte in Übersee, sagt Ralf Häntzschel, Geschäftsführer der RheinAgrar GmbH in Meerbusch.

 

agrarzeitung (az): Der Rapspreis in Europa erlebte in den vergangenen Wochen eine stetige Aufwärtsentwicklung. Was sind die Gründe?

 

Ralf Häntzschel: In den vergangen Monaten haben die Rapssaat-Kurse hauptsächlich von den deutlich festeren Palm- und Sojaölmärkten profitiert. Sie haben in Kombination mit der engen EU-Rapsversorgungsbilanz den Kursauftrieb größtenteils ermöglicht.

 

Geht das so weiter oder können Importe aus der Ukraine, Kanada oder Australien die enge EU-Versorgungsbilanz ausgleichen?

 

Auf die Importe sind wir aufgrund der sehr engen EU-Versorgungsbilanz mehr denn je angewiesen. Allerdings dürften die Einfuhren nicht so hoch ausfallen wie notwendig. Die von diversen Analystenhäusern genannten 5,5 bis 6 Millionen Tonnen können aufgrund der reduzierten Ernteprognosen für Australien und auch der geringer als ursprünglich erwarteten ukrainischen Rapssaaternte nicht erreicht werden.

 

Wie viel Importraps wird denn nach Europa fließen?

 

Aus der Ukraine wird Europa etwa 2,5 bis 2,7 Millionen Tonnen bekommen und aus Australien zumindest rechnerisch 0,8 Millionen Tonnen. Kanada kann aufgrund fehlender Zulassungen für gentechnisch veränderte Organismen, kurz GVO, maximal 1 Million Tonnen in Richtung Europa beisteuern. Eine überschaubare Menge dürfte auch noch aus Russland beziehungsweise Moldawien in die EU fließen. Letztendlich dürften die gesamten Importe aber maximal zwischen 4,5 und 5 Millionen liegen – also mindestens 0,5 Millionen Tonnen unterhalb der von Analysten erwarteten Menge. Eine Reduzierung der EU-Rapsverarbeitung scheint damit unausweichlich!

 

Wie hoch ist etwa der Bedarf der Ölmühlen in der EU-28 im weiteren Verlauf der Saison 2019/2020?

 

Die Ölmühlenverarbeitung innerhalb der EU-28 wurde zuletzt auf circa 23,3 Millionen Tonnen geschätzt. Bei Anfangsbeständen von etwa 2,1 Millionen Tonnen und einer EU-Rapssaaternte 2019 von gut 17 Millionen Tonnen sowie erwarteten Importen von 5 Millionen Tonnen blieb ein sehr knapper Anfangsbestand für das Jahr 2020 von rund 0,8 Millionen Tonnen.

 

Der Rapsmarkt wird in der Regel vom Sojakomplex in den USA beeinflusst. Der ist eher schwach gestimmt. In diesem Jahr führt Raps ein Eigenleben. Wie kommt es dazu? 

 

Das kann man so nicht sagen. Sicherlich ist der US-Sojabohnenmarkt nicht gerade fest, aber das Sojaöl, das ja auch Bestandteil des US-Sojakomplexes ist, hat in der jüngsten Vergangenheit einen deutlichen Kurssprung hingelegt und damit den Rapssaatensektor nachhaltig gestützt. Die Richtung wird nach wie vor von den bekannten Außenmärkten und den Unwägbarkeiten der Politik, namentlich der Außenhandelspolitik von US-Präsident Donald Trump und dem Handelsstreit zwischen den USA und China, vorgegeben!

 

Also hängt der Rapspreis weiterhin von der Marktentwicklung in Chicago ab – trotz zunehmend enger Bilanzen in Europa?

 

Natürlich stützt auch die sehr enge EU-Versorgungsbilanz das hiesige Marktumfeld. Sie könnte aber alleine nur sehr bedingt die Kurse weiter nach oben treiben. Ein zeitlich begrenztes Eigenleben der Rapssaatenmärkte erleben wir in den letzten Jahren eigentlich nur über die Börsentechnik oder logistischen Schwierigkeiten, wie zum Beispiel Kleinwassersituationen.

 

Besteht Potential für weitere Preissteigerungen beim Raps im neuen Jahr?

 

Angelehnt an das weitere Kurspotenzial der Pflanzenölmärkte sehe ich durchaus die Möglichkeit von weiteren Preissteigerrungen bei Rapssaat. In welchem Umfang diese dann stattfinden, ist auch ein Stück weit von den Verarbeitungsmargen der Ölmühlen abhängig. Eine Garantie für weitere Kurssprünge gibt es aber ohne nachhaltige Unterstützung der Außenmärkte nicht, die enge Bilanz alleine macht die Rapssaat nicht zum Selbstläufer!

 

Wie hoch schätzen Sie den noch unverkauften Teil an Raps in der Landwirtschaft und im Handel?

 

Die meisten Landwirte haben aber wohl schon zwei Drittel der Ernte 2019 oder mehr verkauft. Damit dürften von deren Seite noch etwa 25 Prozent zu erwarten sein. Beim Handel dürften die unverkauften Mengen geringer sein.

 

 

Interview: Dagmar Hofnagel / Agrarzeitung        

 

 

 

 

 

 

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