Presse - RHEINAGRAR GMBH

Syngenta-Interview (August 2014)


Raps: Beim Verkauf ist Risikosplitting Mittel der Wahl


Maintal, 28. August 2014

Ursachen für den Preisverfall und Marktaussichten auf dem Rapsmarkt
Seit März dieses Jahres sind die Rapsnotierungen abgerutscht. Erfahrene Erzeuger haben über Vorverträge einen Teil ihrer Ernte preislich abgesichert. Mittlerweile ist die Luft für eine Preiserholung bei den Ölsaaten dünn geworden. Makler Ralf Häntzschel, Rhein Agrar GmbH Meerbusch, hat mit uns über Ursachen für den Preisverfall und Marktaussichten diskutiert. .

Frage: Herr Häntzschel, wie beziffern Sie die Versorgung des europäischen Ölsaatenmarktes nach der Ernte 2014?

Ralf Häntzschel: Die Versorgung wird im Rapssaatenbereich aufgrund der hohen EU-Ernteerwartungen von 23 bis 23,5 Mio. t zumindest für die ersten Monate sehr gut sein. Auch die für die EU-28 wichtigen Exportländer Ukraine (etwa 2,3 Mio.t) und Australien (etwa 3,5 Mio.t) werden wohl gute Ernten einfahren. Insgesamt bleibt die Rapssaatversorgungsbilanz eher knapp. Der bis dato anhaltende Preisdruck kommt in erster Linie über den Leitmarkt Sojabohne und die schwächelnden Pflanzenölnotierungen zustande.

Frage: Wie hoch schätzen Sie den Anteil an Vorverträgen mit der Landwirtschaft in dieser Saison ein?

Ralf Häntzschel: Ich vermute, dass etwa 30 bis 40 Prozent der diesjährigen Ernte im Vorfeld über Kontrakte abgesichert worden sind. Erzeuger, die ihr Risiko minimieren wollten, waren immer „am Ball“ und haben Teilmengen verkauft, sobald sich Signale für einen Preisverfall gezeigt haben. Die Kontrakte für die Ernte 2014 wurden zum Teil schon 2013 gemacht, als die Kurse in Paris noch zwischen 370,00 und 390,00 Euro/t. lagen. Der Rest der Kontrakte wurde sukzessive im Verlauf des Frühjahres 2014 bzw. bis zum Erntebeginn 2014 abgeschlossen.

Frage: Wird der Markt derzeit bedient und wie hoch dürfte der Bedarf der Verarbeiter bis zum Jahresende sein?

Ralf Häntzschel: Aufgrund des deutlichen Preisverfalles und der mittlerweile beendeten Rapsernten wird aktuell wenig Ware angeboten. Die meisten Ölmühlen scheinen allerdings auch eine gute Grundversorgung zu haben. Nach Aussagen diverser Verarbeiter besteht bis Ende des Jahres 2014 lediglich noch ein Bedarf von 20 bis 25 Prozent. Bei zusätzlichem Produktgeschäft könnte sich die Nachfrage noch einmal leicht verschieben. Für die Anschlusstermine Januar 2015 bis Juni 2015 besteht sicherlich noch größerer Handlungsbedarf.

Frage: Welche Faktoren beeinflussen jetzt die Preisbildung am Rapsmarkt? 

Ralf Häntzschel: Vor allem der Leitmarkt Sojabohne hat in den letzten Monaten mit seinen sehr guten Prognosen zur US-Sojaernte für enormen Preisdruck im Ölsaatenbereich gesorgt. Die gute EU-Rapsernte 2014 (geschätzte 23 bis 23,5 Mio. t) als auch die aktuell guten Ernteprognosen für Australien (3,5 Mio. t) und Kanada (rund 14 Mio. t) tun das ihrige. Kanada erntet zwar weniger als im vergangenen Jahr, aufgrund der hohen Endbestände dürften aber die Exportmengen gehalten bzw. vielleicht sogar leicht ausgebaut werden können. Das alles sorgt für eine „bärische“, also schlechte Stimmung am Markt. Auch die angeschlagenen Pflanzenölmärkte, beim Palmöl wurde erst jüngst ein neues Vierjahrestief erreicht, üben Druck auf die Rapssaatnotierungen aus. In der EU hängt eine „gute“ Vermarktung der Rapsernte stark von der Biodieselnachfrage ab. Ungefähr 60 Prozent der gesamten Rapsölerzeugung in der EU wird letztlich zu Treibstoff verarbeitet.


Hat Biodiesel ein „gute politische“ Zukunft?

Ralf Häntzschel: Das ist eine gute Frage, die ich nur so beantworten kann: Das einzige was in der Politik berechenbar erscheint, ist die Wankelmütigkeit der Politiker. Kurzum politisch ist vieles denkbar. Fakt ist, dass die Beimischung von Biokraftstoffen laut dem Beschluss der EU-Energieminister statt der ursprünglich angedachten 5 Prozent auf 7 Prozent gedeckelt wurde. Dafür dürfte allerdings die höhere Anrechnung von Altspeisefetten wie beispielsweise Frittenfett als Biodieselrohstoff und die günstigere Treibhausgasquote bei Ethanol den Druck auf das Rapsöl weiterhin erhöhen. Bisher wurden rund 60 Prozent der EU-Rapsölerzeugung zu Biodiesel verarbeitet. Ob die Rapsöl-Nachfrage auch in den kommenden Jahren so hoch bleibt, müssen wir abwarten. Ein Nachfragerückgang dürfte jedenfalls zu weiterem Preisdruck am Rapsöl- und damit Rapssaatmarkt führen.

Ist der Ölmarkt in dieser Saison ähnlich gut versorgt und welcher Leitmarkt ist hier für die Preisbildung entscheidend?

Ralf Häntzschel: Die Pflanzenölmärkte sind in dieser Saison sehr gut versorgt. Beim Palmöl haben wir seit August 2012 gute 25 Prozent am Preis verloren. Zum anderen konnten die drei weltweit größten Sojabohnenerzeuger, USA, Brasilien und Argentinien, in den letzten zwei bis drei Jahren immer wieder neue Rekordernten einfahren. Somit haben wir eine global wachsende Ölsaatenernte und höhere Pflanzenölproduktion. Das hohe Angebot sorgt für nachgebende Pflanzenölpreise.

Ist der Rapsmarkt preislich am Tiefpunkt angelangt? Welche Range halten Sie in den kommenden Monaten für möglich?

Ralf Häntzschel: Nach meiner Einschätzung könnte sich die Kursbandreite, Basis Matif November 2014, bis zum Ende diesen Jahres zwischen 310 und 340 Euro/t einpendeln. Die Rapsnotierungen bleiben größtenteils im Fahrwasser der Sojabohnen- und Pflanzenölmärkte.

Welche neuen Impulse könnte es am Rapsmarkt geben?

Ralf Häntzschel: Ehrlich gesagt sind allzu große freundliche Impulse momentan aus meiner Sicht nicht zu erwarten. Nahezu das gesamte Marktumfeld im Ölsaatenbereich gibt „bärische“ (negative) Markttendenzen vor. Vielleicht besteht aber gerade darin auch eine Chance für kurzfristige, vielleicht auch technisch bedingte Kurssteigerungen. Wenn nahezu alle preisschwächenden Daten in den Notierungen enthalten sind, könnten schon die kleinsten abweichenden Meldungen für Kurssprünge sorgen. In den Himmel werden die Notierungen allerdings nicht wachsen. Ich würde grundsätzlich immer wieder mögliche Gewinnsituationen nutzen, um zumindest Teile meiner Ernte zu verkaufen. Aufgrund der sehr vielschichtigen und teilweise auch nicht mehr greifbaren Marktfaktoren bleibt Risikosplitting in unseren schnelllebigen Märkten das Mittel der Wahl. 

Herr Häntzschel, vielen Dank für das Interview.
Das Gespräch führte Brigitte Braun-Michels.

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